NIS2: Unternehmen in der Pflicht zur aktiven Risikominimierung

Christian Dallmayer  |
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NIS2: Unternehmen in der Pflicht zur aktiven Risikominimierung

IT-Sicherheit gemäß der europäischen NIS2 -Richtlinie: Erfahren Sie, wie die erweiterten IT-Sicherheitsvorschriften den Schutz vor Cyberangriffen verstärken und die Resilienz der IT-Infrastruktur erhöhen. Insbesondere wird erläutert, wie Unternehmen durch die Richtlinie zur aktiven Risikominimierung verpflichtet werden und welche Rolle die Domain-Sicherheit dabei spielt.

Die NIS2 -Richtlinie der Europäischen Union hebt die Bedeutung von geeigneten Maßnahmen zur Risikominimierung als zentralen Aspekt der Cybersicherheitsstrategie für Unternehmen hervor. Als überarbeitete Fassung der ursprünglichen NIS-Richtlinie, zielt NIS2 darauf ab, die Widerstandsfähigkeit und Sicherheit von Netzwerken und Informationssystemen, speziell in kritischen Sektoren und bei digitalen Dienstleistern, zu stärken. In diesem Kontext sind Domains, als digitale Identität von Unternehmen im Internet, oft der erste Angriffsvektor für Cyberkriminelle. Ein sicherer Umgang mit Domains ist daher essentiell, um unautorisierten Zugriff und daraus resultierende Sicherheitsverletzungen zu verhindern.

Die Bedrohungen, die von mangelnder Aufmerksamkeit auf die Sicherheit von Domains ausgehen, sind vielfältig und können erhebliche Auswirkungen auf die gesamte IT-Infrastruktur eines Unternehmens haben. Eine der gängigsten Bedrohungen ist das Phishing, bei dem gefälschte Domains erstellt werden, die legitimen Websites ähneln, um Nutzer zur Eingabe vertraulicher Daten zu verleiten. Solche Domains können leicht übersehen werden, besonders wenn sie nur minimal von der echten Adresse abweichen, wie beispielsweise durch kleine Rechtschreibfehler oder den Austausch von Buchstaben, die ähnlich aussehen. Außerdem können Cyberkriminelle seriöse Domains kapern und deren DNS-Einstellungen manipulieren, um den Datenverkehr auf bösartige Seiten umzuleiten, was als DNS-Hijacking bekannt ist.

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass ähnlich klingende Domains in Links verwendet werden, um Nutzer per Klick in E-Mails, SMS, WhatsApp-Nachrichten oder Social-Media-Posts auf gefälschte Webseiten zu locken. Diese Taktik kann dazu verwendet werden, um weitreichende Netzwerkinfektionen zu initiieren, die von Datendiebstahl bis hin zur Übernahme der Systemkontrolle reichen können. Zudem nutzen Angreifer Domains oft für sogenannte „Drive-by-Downloads“, bei denen Malware automatisch und ohne Wissen des Nutzers heruntergeladen wird.

In Reaktion auf diese vielfältigen Cyberrisiken, stellt die NIS2 -Richtlinie konkrete Anforderungen an Unternehmen, um die Resilienz gegenüber Cyberangriffen zu erhöhen. Die EU-Richtlinie verlangt von den betroffenen Unternehmen, umfassende Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren. Eine präventive Strategie sollte für IT-Verantwortliche hierbei stets an erster Stelle stehen.

Zu den präventiven Maßnahmen gehört die Pflicht, regelmäßige Sicherheitsaudits und Risikobewertungen durchzuführen, die allgemeine IT-Risiken erkennen sollen. Ein spezifischer Aspekt dieser Maßnahmen kann das Domain-Monitoring sein, das darauf abzielt, akute Gefahren zu erkennen. Ein Domain-Monitoring stellt sicher, dass Unternehmen benachrichtigt werden, sobald eine ähnliche oder gefälschten Domain registriert wurde, die von Cyberkriminellen genutzt werden könnten.

NIS2: Maßnahmen zur Domain-Sicherheit

Ein Managed Domain Monitoring ermöglicht es Unternehmen, ihre Online-Präsenz kontinuierlich zu überwachen und schnell auf potenzielle Bedrohungen zu reagieren. Dieses Überwachungssystem erfasst Domainregistrierungen und DNS-Konfigurationen in Echtzeit und ermöglicht, verdächtige Aktivitäten zu erkennen, wie etwa Mail-Services hinter verdächtigen Domains, die auf Domain Spoofing oder andere Formen von Cyberangriffen hindeuten könnten. Es hilft somit, potenzielle Phishing-Versuche frühzeitig zu identifizieren. Durch die proaktive Überwachung können Sicherheitsteams potenzielle Bedrohungen abwehren, bevor sie Schaden anrichten.

Zusätzlich bietet die Implementierung von DNSSEC eine weitere Schutzebene, indem sie die Echtheit und Integrität der DNS-Antworten gewährleistet. DNSSEC verhindert Angriffe wie DNS-Spoofing und Cache Poisoning, indem es sicherstellt, dass die DNS-Antworten verschlüsselt und verifiziert werden – und tatsächlich von den autorisierten DNS-Servern stammen. Gleichzeitig gilt es, den umfassenden Incident-Response-Plan aufzustellen. Dieser Plan sollte im Detail beschreiben, wie auf Sicherheitsvorfälle reagiert werden sollte: Betroffene Parteien sofort benachrichtigen, die Ursachen untersuchen und den Schaden minimieren. Gleichzeitig muss der Plan spezifische Protokolle für verschiedene Szenarien enthalten, von der Isolation betroffener Systeme bis hin zu forensischen Untersuchungen, um die Schwachstellen zu identifizieren, die zu dem Vorfall geführt haben. Nach einem Vorfall ist es ebenso wichtig, eine Nachbesprechung durchzuführen, um die Wirksamkeit des Response-Plans zu bewerten und kontinuierliche Verbesserungen an den Sicherheitspraktiken vorzunehmen.

Reaktionsstrategie auf erkannte Domain-Bedrohungen

Sobald ein Sicherheitsrisiko auf der Domain-Ebene erkannt wurde, sollten Unternehmen unverzüglich handeln, um den Schaden zu begrenzen und die Kontrolle wiederzugewinnen. Zuerst ist es entscheidend, das Incident-Response-Team zu mobilisieren, das schnell die Natur des Vorfalls analysiert und Sofortmaßnahmen einleitet, wie die Isolation der betroffenen Domain. Gleichzeitig sollte die Kommunikation zwischen den relevanten Abteilungen wie IT, Rechtsabteilung und Marketing koordiniert werden, um einen konsistenten und effektiven Aktionsplan zu sichern. Dies könnte den Einsatz von Verfahren zur alternativen Streitbeilegung umfassen, falls es sich um eine Markenrechtsverletzung handelt, sowie die Initiierung einer (zeitweisen) Sperrung der Domain, um deren Zugänglichkeit zu unterbinden. Weiterhin ist es ratsam, sich mit Dienstleistern in Verbindung zu setzen, die im Falle einer notwendigen globalen Takedown-Aktion unterstützen können. Die Rechtsabteilung sollte in jedem Fall involviert sein, um die Einhaltung aller gesetzlichen Anforderungen sicherzustellen und den Prozess zur Wiedererlangung oder Sicherung der Domain-Rechte zu überwachen.

NIS2 als Gesamtsicherheitsstrategie

Die NIS2-Richtlinie verpflichtet Betreiber wesentlicher Dienste (z. B. Energie, Gesundheitswesen, Verkehr) und digitale Dienstleister, angemessene Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. In diesem Zusammenhang spielt die Geschäftsführung eine zentrale Rolle. Sie ist dafür verantwortlich, klare Sicherheitsziele zu definieren und die notwendigen Ressourcen bereitzustellen. Der Domain-Schutz ist dabei ein zentraler Eckpfeiler der Gesamtsicherheitsstrategie. Führungskräfte sollten die Koordination zwischen verschiedenen Abteilungen wie IT, Rechtsabteilung und Compliance berücksichtigen, um sicherzustellen, dass die Domain-Sicherheitsstrategien effektiv in den Betriebsabläufen verankert sind. Ebenso wichtig ist die fortlaufende Überprüfung und Anpassung dieser Strategien an neue Sicherheitsherausforderungen. Zusätzlich muss die Führungsebene eine Kultur der Cybersicherheit fördern, die das gesamte Unternehmen durchdringt, indem sie regelmäßige Schulungen initiiert und das Personal kontinuierlich über Sicherheitstrends informiert. Diese umfassenden Maßnahmen gewährleisten, dass die Domain-Sicherheit eine robuste Säule innerhalb der Unternehmenssicherheit bildet und die NIS2-Anforderungen konsequent erfüllt werden.

Fazit: NIS2 und Domain-Sicherheit

Die kommende EU-Richtlinie NIS2 hebt die Notwendigkeit hervor, geeignete Maßnahmen zur Risikominimierung zu ergreifen, um die Cybersicherheitsinfrastruktur von Unternehmen zu schützen. Dabei betont sie die Bedeutung von Wachsamkeit und fortschrittlichen Schutzmaßnahmen, um sich gegen eine Vielzahl von Cyberbedrohungen zu verteidigen. Eine dieser Maßnahmen sollten die Domain-Sicherheit und das damit verbundene Domain-Monitoring sein. Die effektive Umsetzung dieser Strategien, unterstützt durch starke Führung und eine umfassende Sicherheitskultur, ist entscheidend, um die Compliance mit NIS-2 zu erreichen und die IT-Infrastruktur zu sichern. Letztendlich fördert die Richtlinie nicht nur reaktive, sondern auch proaktive Sicherheitsmaßnahmen, die essentiell sind, um Vertrauen und Sicherheit zu gewährleisten.

Autor

  • Christian Dallmayer verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im Web-, Technologie- und E-Commerce-Bereich, darunter bei der Q&A-Plattform gutefrage.net, dem Softwareunternehmen equinux und dem Shopping-Anbieter 1-2-3.tv. Er hat einen Abschluss als Diplom-Politologe (Univ.) mit Schwerpunkt Politikwissenschaft, Marketing, Methoden der empirischen Sozialforschung an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Seit 2022 ist er als Manager bei united-domains u.a. für die Bereiche B2B und B2C verantwortlich.

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