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Best Practices als Weg zum Erfolg: Zero Trust (Teil 3)

Mert Ayas,   Volkan Barut,   Dennis Stroz,    |
T.I.S.P.-Zertifikat Weniger ist Mehr Zero Trust Best Practices
Bild: PIRO4 @Pixabay

Best Practices als Weg zum Erfolg: Zero Trust (Teil 3)

Während Cyberkriminelle ständig neue Hacking-Techniken entwickeln, ist das bei den IT-Ressourcen der meisten Unternehmen nicht immer der Fall. Veraltete Firewalls, Software und Hardware sind gängige Beispiele dafür, wie eine schlechte interne Verwaltung die IT-Sicherheit eines Unternehmens gefährden kann.

Der letzte Artikel der Zero Trust Trilogie behandelt die Umstände, die mit Zero Trust einhergehen, und wie diese von den Stakeholdern in der Praxis mit Best Practices bewältigt werden können.

  • Schulung und Bewusstseinsbildung: Ein entscheidender Schritt ist die kontinuierliche Schulung der Mitarbeiter, um ein grundlegendes Verständnis für die neuen IT-Sicherheitsprinzipien zu schaffen und bewusstes Verhalten zu fördern. Das sorgt wiederum dafür, dass die eigenen Mitarbeiter auch proaktiv potentielle Schwachstellen identifizieren und diese mit den entsprechenden Verantwortlichen kommunizieren.
  • Phasenweise Implementierung: Statt eines radikalen Umstiegs ist eine schrittweise Implementierung empfehlenswert, um Störungen zu minimieren und die Akzeptanz zu erleichtern. Außerdem kann frühzeitig auf Konflikte reagiert werden, ohne dass es zu erheblichen Ausfällen führen kann.
  • Regelmäßige Überprüfung und Anpassung: Die Bedrohungslandschaft ändert sich ständig, daher ist es wichtig, die Zero-Trust-Strategie regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Hierbei ist es unvermeidbar, sich mit aktuellen Studien zu diesem Thema zu befassen, um jederzeit neue Best Practices in die eigene Strategie miteinzubeziehen.

Man sollte Zero Trust nicht ganz vertrauen

Es ist wichtig zu betonen, dass trotz der vielversprechenden Aspekte von Zero Trust auch einige nicht sofort offensichtliche Nachteile existieren. Allen voran stehen hier die hohen Kosten und der erhebliche Aufwand. Um ein solches Modell dauerhaft aufrechtzuerhalten, müssen Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen für Cyber-Security geschult und sensibilisiert werden. Da es sich um ein innovatives Konzept handelt, das noch nicht standardisiert ist, kann es auch herausfordernd sein, das erforderliche Know-how zu erlangen. Zero Trust ist ein komplexes und individuelles Verfahren, welches kompetente Fachkräfte benötigt, um gut umgesetzt zu werden. Wenn von einem anderen bestehenden IT-Sicherheitssystem auf Zero Trust gewechselt wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass IT-Sicherheitslücken im System entstehen.

Auf technischer Ebene ergeben sich ebenfalls Schwierigkeiten. Aufgrund der strikten IT-Sicherheitsmechanismen besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass legitime Nutzer fälschlicherweise als Bedrohung betrachtet werden. Dies kann die Nutzererfahrung beeinträchtigen und die Produktivität gefährden. Die genaue Abwägung zwischen IT-Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit stellt eine fortwährende Herausforderung dar. Es ist wichtig, diese Aspekte bei der Implementierung von Zero Trust zu berücksichtigen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um etwaige Nachteile zu minimieren.

Zero Trust in der Praxis

Theoretisch kann in jedem virtuellen System Zero Trust genutzt werden, allerdings gibt es einige Anwendungsfälle, in denen es mehr Sinn ergibt als in anderen. Best Practices:

Zero Trust wird oftmals in dynamischen und dezentralen Umgebungen wie z.B. cloudbasierten Umgebungen genutzt. Das liegt unter anderem daran, dass Zero Trust den Standort nicht als vertrauenswürdiges Merkmal betrachtet und Cloud-Umgebungen von jedem Standort aus betrieben werden können. Außerdem ergänzen sich die dynamischen Eigenschaften von Zero Trust und cloudbasierten Umgebungen gut. In diesen ist es möglich, Ressourcen nach Bedarf zu skalieren und Zero Trust ermöglicht es, sich an die gegebenen Ressourcen anzupassen.

Regierungen und Behörden können auch sehr gut von Zero Trust Gebrauch machen. Zero Trust ermöglicht es den Anwendern, genau auf Datenschutz und Compliance-Anforderungen zu achten, was in staatlichen Einrichtungen wie Behörden ein wichtiger Bestandteil ist. Darüber hinaus ist Zero Trust sehr sicher und oftmals schwieriger zu knacken als IT-Sicherheitssysteme, die auf Netzwerkperimeter setzen. Die Regierung bzw. Behörden haben teilweise streng geheime Daten, welche unter keinen Umständen an die Öffentlichkeit geraten dürfen. Insbesondere die USA setzen auf Zero Trust und bis 2024 sollen die meisten US-Behörden verpflichtend Zero Trust nutzen. Das ist eine weitere Bestätigung, wie nützlich und sicher Zero Trust bei richtiger Implementierung sein kann.

Best Practices  & Paradigmenwechsel für kontinuierliche Absicherung

In der Welt der Cyber-Sicherheit markiert das Zero-Trust-Modell einen Wendepunkt, weg von traditionellen Annahmen über vertrauenswürdige Netzwerke hin zu einem Ansatz, der eine strikte Absicherung jeder Netzwerkressource und jedes Benutzers betont. Diese transformative Herangehensweise erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern auch eine Neuausrichtung der Denkweise innerhalb von Organisationen.

Die Einführung von Zero Trust ist zweifellos eine komplexe Aufgabe, die eine sorgfältige Planung, Investitionen in Technologien und kontinuierliche Schulungen erfordert. Der zentrale Aspekt besteht darin, die herkömmlichen Denkmuster zu überwinden, die den inneren Netzwerkverkehr als sicher und den externen als unsicher betrachten. Dies erfordert eine eingehende Bewertung der bestehenden IT-Sicherheitsarchitektur, um Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben.

Die größte Herausforderung besteht darin, den richtigen Grad an IT-Sicherheit zu finden, der den individuellen Anforderungen entspricht, ohne die Benutzerfreundlichkeit und Produktivität zu beeinträchtigen. Zu strenge IT-Sicherheitsmaßnahmen könnten zu Frustrationen bei den Mitarbeitern führen und somit die Effizienz mindern. Daher ist eine ausgewogene und anpassbare Umsetzung von entscheidender Bedeutung.

Trotz der Herausforderungen bietet das Zero-Trust-Modell eine klare Perspektive für eine robuste Cyber-Sicherheitsstrategie. Durch die kontinuierliche Überwachung, Mikrosegmentierung, Identitäts- und Zugriffsmanagement sowie automatisierte Richtlinienumsetzung schafft es eine umfassende Verteidigungslinie gegenüber immer raffinierteren Cyber-Bedrohungen. Der Wandel in der Sicherheitsarchitektur von Vertrauen zu ständiger Überprüfung und Absicherung spiegelt die Realität wider, dass keine Umgebung, ob intern oder extern, als grundsätzlich sicher betrachtet werden kann. Mit einem gut durchdachten Zero-Trust-Ansatz kann eine Organisation ihre Cyber-Resilienz gegenüber Cyber-Bedrohungen erheblich stärken und sich auf eine sichere digitale Zukunft vorbereiten.

Prognosen & Best Practices für die Zukunft von Zero Trust

Die Welt der Internet-Sicherheit steht in einem ständigen Wandel, weshalb wir auch davon ausgehen, dass Zero Trust und damit auch der Umgang mit IT-Sicherheit im Unternehmen sich ändern wird. Abschließend haben wir noch drei Prognosen für die Zukunft von Zero Trust aufgestellt:

Dennis Stroz: “Meiner Überzeugung nach sprechen nur wenige Argumente gegen die Implementierung von Zero Trust. Allerdings gestaltet sich die Umsetzung für kleine und mittelständische Unternehmen aufgrund fehlender Standardisierung als herausfordernd. Bei solchen Unternehmen besteht oft die Hürde, dass sie möglicherweise nicht die Ressourcen für eine umfassende Neustrukturierung ihrer Cybersecurity freigeben möchten. Dennoch schätze ich die Bedeutung von Zero Trust so hoch ein, dass dieses Modell sich in den kommenden 5 bis 10 Jahren als Branchenstandard etablieren wird. Dies wird zu einer Vielzahl von Anbietern führen, die in der Lage sind, Zero Trust erfolgreich in jedem Unternehmen umzusetzen, wobei insbesondere auch auf Interoperabilität geachtet wird.”

Volkan Barut : “Ich denke, dass Zero Trust von vielen Global Playern  in Zukunft genutzt wird, um eine maximale Sicherheit zu gewährleisten. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass Behörden und die Regierung zukünftig Zero Trust standardmäßig implementieren werden. Ich denke aber nicht, dass Zero Trust künftig von jeder Firma weltweit als absolutes Muss angesehen wird, besonders Kleinunternehmen werden höchstwahrscheinlich keinen Gebrauch von Zero Trust machen. Das liegt sowohl an der hohen Komplexität des Sicherheitskonzepts als auch an der mangelnden User Experience, welche besonders durch ständige Autorisierungsprozesse auftreten.”

 Mert Ayas: “Ich glaube, dass Zero Trust auch für kleine und mittelständische Unternehmen zukünftig attraktiv sein wird, da die zunehmenden Bedrohungen im Bereich der Cybersicherheit Unternehmen sensibilisieren. Die Hauptbarriere für KMUs ist jedoch der hohe Aufwand, der eine selbstständige Implementierung von Zero Trust derzeit unrentabel macht. Ich erwarte, dass in Zukunft Lösungen entstehen, die speziell auf die Bedürfnisse von KMUs zugeschnitten sind. Bereits existierende Unternehmen, die sich auf die Implementierung von Zero Trust für KMUs spezialisieren, werden durch die steigende Nachfrage vermehrt Beachtung finden.”

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