„European Cybersecurity Investment Platform“ (ECIP) Studie

„European Cybersecurity Investment Platform“ (ECIP) Studie

European Commission

 

„European Cybersecurity Investment Platform“ (ECIP) Studie
Die „European Cybersecurity Investment Platform“ (ECIP) Studie untersucht den Bedarf und die Möglichkeiten zur Schaffung einer Investitionsplattform für den europäischen Cybersicherheitssektor. Die Studie wurde von der Europäischen Investitionsbank (EIB) im Jahr 2022 veröffentlicht und analysiert die Finanzierungsmöglichkeiten sowie die bestehenden Herausforderungen und Lücken im europäischen Cybersicherheitsmarkt. Die zentrale Frage des Berichts ist, wie eine gezielte Investitionsplattform dazu beitragen kann, die europäische Cybersicherheitsindustrie zu stärken und die technologische Souveränität Europas in diesem Bereich zu sichern.

Hintergrund und Notwendigkeit der Investitionsplattform

Cybersicherheit ist für die Europäische Union von strategischer Bedeutung, da die Bedrohungen durch Cyberangriffe stetig zunehmen. Cyberkriminalität verursacht weltweit immense wirtschaftliche Schäden, die sich 2020 auf etwa 5,5 Billionen Euro beliefen – doppelt so viel wie 2015. Mit dem Anstieg der Nutzung von Internetdiensten, cloudbasierten Lösungen und vernetzten Geräten wächst auch die Angriffsfläche für Cyberattacken.

Besonders die COVID-19-Pandemie hat die Verwundbarkeit von Netzwerken und Systemen deutlich gemacht. Unternehmen und öffentliche Einrichtungen mussten aufgrund des plötzlichen Übergangs zu Remote-Arbeit ihre IT-Sicherheitsinfrastruktur in kürzester Zeit anpassen, was neue Schwachstellen aufgedeckt hat. Infolgedessen wurde die Cybersicherheit für viele Unternehmen zur obersten Priorität.

Aktuelle Herausforderungen für den europäischen Cybersicherheitssektor

Die Studie hebt hervor, dass der europäische Cybersicherheitssektor stark fragmentiert ist. Viele Unternehmen konzentrieren sich auf ihre nationalen Märkte, was es schwierig macht, europaweit einheitliche Standards und Lösungen zu entwickeln. Zudem fehlt es an spezialisierten Investoren, die bereit sind, in wachstumsstarke Cybersicherheitsunternehmen zu investieren.

Ein weiteres zentrales Problem ist der Mangel an Finanzierungsquellen für Start-ups und kleine Unternehmen in der Wachstumsphase. Während es für die frühen Phasen von Cybersicherheitsunternehmen zahlreiche Förderprogramme auf europäischer und nationaler Ebene gibt (wie etwa durch „Horizon Europe“ und den „Digital Europe Programme“), fehlt es an ausreichender Finanzierung für die spätere Skalierung und Internationalisierung. Diese Lücke führt oft dazu, dass europäische Start-ups von außereuropäischen Unternehmen übernommen werden, was die digitale Souveränität Europas gefährdet.

Marktlücke und Investitionsbedarf

Eine zentrale Erkenntnis des Berichts ist die Tatsache, dass europäische Cybersicherheitsunternehmen im Vergleich zu ihren amerikanischen oder israelischen Wettbewerbern deutlich weniger Mittel aufbringen können. Während US-amerikanische Unternehmen oft große Mengen an Risikokapital einwerben, haben europäische Unternehmen oft Schwierigkeiten, Kapital für die Wachstumsphase zu erhalten. Diese Marktlücke behindert die Fähigkeit europäischer Unternehmen, sich in globalen Märkten zu behaupten.

Der Bericht stellt fest, dass europäische Risikokapitalfonds im Schnitt dreimal kleiner sind als ihre US-Pendants. Dies erschwert es europäischen Unternehmen, ausreichend Kapital für spätere Finanzierungsrunden (z. B. Series B oder Series C) zu erhalten, die für die Expansion und Internationalisierung erforderlich sind.

Vorschläge für eine europäische Investitionsplattform

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, schlägt die Studie die Schaffung der European Cybersecurity Investment Platform (ECIP) vor. Diese Plattform soll als zentraler Mechanismus dienen, um sowohl finanzielle als auch technische Unterstützung für Cybersicherheitsunternehmen bereitzustellen. ECIP soll nicht nur die Finanzierung erleichtern, sondern auch technisches Know-how und Beratungsleistungen anbieten, um den Zugang zu Märkten und Investoren zu erleichtern.

Ziel der Plattform ist es, innovative Cybersicherheitsunternehmen dabei zu unterstützen, schneller zu wachsen und sich in internationalen Märkten zu behaupten. Durch die Bereitstellung von Risikokapital in späteren Phasen sollen mehr Unternehmen in der Lage sein, ihre Lösungen auf den Markt zu bringen und zu skalieren.

Zukünftige Trends und Empfehlungen

Der Bericht identifiziert mehrere Trends, die das Wachstum des Cybersicherheitsmarktes in Europa vorantreiben werden:

  • Zunehmende Cyberbedrohungen: Die Angriffe auf kritische Infrastrukturen und Unternehmen werden immer ausgefeilter, was die Nachfrage nach fortschrittlichen Sicherheitslösungen erhöht.
  • Regulierungsdruck: Die EU hat mit der NIS-Richtlinie (Network and Information Systems Directive) und dem Cyber Resilience Act neue Vorschriften eingeführt, die Unternehmen dazu zwingen, in ihre Cybersicherheitsmaßnahmen zu investieren.
  • Technologische Innovationen: Fortschritte in der künstlichen Intelligenz und der Cloud-Sicherheit bieten neue Möglichkeiten, Cyberbedrohungen effektiver zu bekämpfen.

Fazit

Die Schaffung einer European Cybersecurity Investment Platform (ECIP) könnte eine Schlüsselrolle dabei spielen, die technologische Souveränität Europas im Bereich der Cybersicherheit zu stärken. Der Bericht unterstreicht die Bedeutung von gezielten Investitionen, um europäische Unternehmen zu unterstützen und das Wachstum des Cybersicherheitssektors voranzutreiben. Die erfolgreiche Umsetzung dieser Plattform könnte dazu beitragen, Europas Position im globalen Wettbewerb zu festigen und die digitale Sicherheit in der EU langfristig zu gewährleisten.

 



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