Digitaler Nachlass – eine Untersuchung aus rechtlicher und technischer Sicht

Digitaler Nachlass – eine Untersuchung

Fraunhofer-Institut für sichere Informationstechnologie

 

Digitaler Nachlass – eine Untersuchung
Die Studie „Digitaler Nachlass – eine Untersuchung aus rechtlicher und technischer Sicht“ befasst sich mit der Frage, wie der digitale Nachlass eines Menschen nach seinem Tod geregelt werden kann und welche rechtlichen, datenschutzrechtlichen sowie technischen Herausforderungen dabei auftreten. Sie wurde von Fraunhofer SIT in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen und der Universität Regensburg durchgeführt. Ziel der Studie ist es, praxisnahe Empfehlungen zur Regelung des digitalen Nachlasses zu geben und aufzuzeigen, wie Verbraucher vorsorgen können, damit ihre digitalen Daten nach ihrem Tod in ihrem Sinne verwaltet werden.

Definition des digitalen Nachlasses

Der digitale Nachlass umfasst alle digitalen Vermögenswerte und Daten eines Verstorbenen. Dazu gehören beispielsweise E-Mail-Konten, soziale Medien, Cloud-Speicherdienste, digitale Abonnements, E-Books, Musikdateien, Kryptowährungen und Online-Banking-Konten. Der Umfang des digitalen Nachlasses wird oft unterschätzt, da viele Nutzer sich nicht bewusst sind, wie viele digitale Spuren sie hinterlassen und wie wertvoll diese sein können. Der digitale Nachlass kann finanzielle, ideelle und persönliche Werte enthalten.

Erbrechtliche Aspekte

Die Studie zeigt auf, dass der digitale Nachlass grundsätzlich nach den allgemeinen erbrechtlichen Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) vererbbar ist. Erben treten in die rechtliche Stellung des Verstorbenen ein und erhalten das Recht, auf dessen digitale Konten zuzugreifen, sie weiter zu nutzen oder zu kündigen. Das betrifft sowohl lokal gespeicherte Daten als auch Online-Daten, die bei Diensten wie sozialen Netzwerken oder E-Mail-Anbietern hinterlegt sind. Eine wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass keine Anpassungen des BGB erforderlich sind, um den digitalen Nachlass rechtlich abzubilden. Allerdings können andere Rechtsbereiche, wie das Urheberrecht, bei der Vererbung von digitalen Inhalten eine Rolle spielen.

Herausforderungen für Erben und Vorsorgebevollmächtigte

Im Falle der Handlungsunfähigkeit eines Nutzers, beispielsweise durch Krankheit, oder nach seinem Tod, können Bevollmächtigte oder Erben auf dessen digitale Konten zugreifen. Hier kommt es jedoch oft zu praktischen Problemen, da viele Dienstanbieter keine klaren Regelungen für den digitalen Nachlass in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) festgelegt haben. Die Studie betont, dass Verbraucher aktiv vorsorgen sollten, um ihren Erben den Zugang zu ihren digitalen Konten zu erleichtern. Dazu gehört, dass Nutzer in ihren Testamenten oder Vorsorgevollmachten klare Anweisungen hinterlassen, wie mit ihrem digitalen Nachlass verfahren werden soll.

Postmortaler Datenschutz

Ein zentraler Aspekt der Studie ist der postmortale Datenschutz. Dieser bezieht sich auf den Schutz personenbezogener Daten nach dem Tod einer Person. Erblasser haben zu Lebzeiten die Möglichkeit, Regelungen zu treffen, wie mit ihren Daten nach ihrem Tod umgegangen werden soll. Dies fällt unter das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Die Studie weist jedoch darauf hin, dass der postmortale Datenschutz in Deutschland rechtlich noch nicht ausreichend geregelt ist. Erblasser sollten daher Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass ihre Daten nach ihrem Tod gemäß ihrem letzten Willen geschützt und verwendet werden.

Verbraucheraufklärung und Handlungsempfehlungen

Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass viele Verbraucher nicht ausreichend darüber informiert sind, wie sie ihren digitalen Nachlass regeln können. Die Studie empfiehlt daher eine stärkere Aufklärung der Verbraucher über ihre Rechte und Möglichkeiten im Zusammenhang mit dem digitalen Nachlass. Dies könnte durch Awareness-Kampagnen oder durch die Einführung klarer Informationspflichten für Dienstanbieter geschehen.

Die Studie gibt zudem konkrete Handlungsempfehlungen für Erblasser, Erben, Unternehmen und Gesetzgeber. Für Verbraucher ist es wichtig, eine Vorsorgevollmacht oder ein Testament zu erstellen, in dem sie genau festlegen, wie ihre digitalen Konten und Daten nach ihrem Tod verwaltet werden sollen. Zudem wird empfohlen, Erben eine Liste der genutzten Online-Konten und Zugangsdaten zur Verfügung zu stellen. Technische Lösungen wie Passwort-Manager oder digitale Datensafes können hierbei eine sinnvolle Unterstützung bieten.

Fazit

Die Studie „Digitaler Nachlass“ verdeutlicht, dass der digitale Nachlass eine immer größere Bedeutung erlangt. Es besteht ein dringender Bedarf an klaren rechtlichen und technischen Lösungen, um sicherzustellen, dass digitale Vermögenswerte nach dem Tod eines Nutzers in seinem Sinne verwaltet werden. Verbraucher sollten sich aktiv mit ihrem digitalen Nachlass auseinandersetzen und rechtzeitig Vorsorge treffen. Gleichzeitig müssen Dienstanbieter ihre Vertragsbedingungen transparenter gestalten und gesetzliche Regelungen weiterentwickelt werden, um den postmortalen Datenschutz zu gewährleisten.

 



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