Deloitte
Cyber Security Report 2021
Der Deloitte Cyber Security Report 2021 befasst sich mit den größten Herausforderungen und Risiken der Cybersicherheit in Deutschland und Europa, insbesondere im Kontext des Wahljahres 2021 und der zunehmenden Digitalisierung. Der Bericht hebt die wachsende Bedeutung von Cybersicherheit hervor, da Cyberangriffe auf politische und wirtschaftliche Institutionen zunehmen und neue technologische Entwicklungen neue Schwachstellen schaffen.
Die größten Cyber-Risiken 2021
Der Bericht zeigt auf, dass Datenbetrug im Internet als größtes Risiko wahrgenommen wird, mit 77% der Befragten, die dieses Risiko als hoch einschätzen. Ebenfalls stark vertreten sind Computerviren und Schadsoftware (76%) sowie die Verbreitung von Fake News (75%). Diese Risiken werden nicht nur als Bedrohung für Unternehmen, sondern auch für die Gesellschaft und demokratische Prozesse gesehen.
Besonders besorgniserregend ist der Einfluss sozialer Medien auf die Meinungsbildung und die Verbreitung von Falschinformationen. Phänomene wie Filterblasen und Shitstorms tragen zur Polarisierung und zur Verbreitung von Desinformationen bei. So sehen 55% der befragten Politiker in sozialen Netzwerken ein hohes Risiko für die Demokratie. Diese Risiken haben sich durch die Pandemie verschärft, da viele gesellschaftliche Debatten verstärkt in den digitalen Raum verlagert wurden.
Cybersicherheit in der Pandemie
Die Corona-Pandemie hat die Cybersicherheit zusätzlich in den Fokus gerückt, da immer mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten. Dies hat zu einer erheblichen Ausweitung der Angriffsfläche für Cyberkriminelle geführt. Unternehmen mussten sich schnell auf die neue Situation einstellen und IT-Sicherheitsmaßnahmen für Mitarbeitende im Homeoffice einführen. 82% der befragten Wirtschaftsführer gaben an, spezielle Maßnahmen zur Absicherung der Heimarbeit umgesetzt zu haben. Trotz dieser Maßnahmen wird das Risiko, das von Homeoffice-Mitarbeitern ausgeht, insgesamt als eher gering eingeschätzt.
Die intensive Nutzung von Videokonferenz-Tools und Kollaborationsplattformen in der Pandemie stellt ebenfalls ein Risiko dar. So äußerten 48% der befragten Wirtschaftsführer Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes bei Videokonferenztools aus den USA. Gleichzeitig konnte sich keine europäische Alternative zu führenden Anbietern wie Zoom oder Microsoft Teams durchsetzen, was die Abhängigkeit von nicht-europäischen Technologien verdeutlicht.
Schlüsseltechnologien und ihre Bedeutung für Cybersicherheit
Ein zentrales Thema des Berichts ist die Bedeutung von Schlüsseltechnologien für die Wettbewerbsfähigkeit und Cybersicherheit Deutschlands und Europas. Die große Mehrheit der Befragten, sowohl Wirtschaftsführer als auch Politiker, sieht die Notwendigkeit, dass Schlüsseltechnologien wie IT-Sicherheit, künstliche Intelligenz (KI), Mikroelektronik und Quantentechnologien in Europa entwickelt werden. Dies ist ein entscheidender Schritt, um eine größere Unabhängigkeit von außereuropäischen Anbietern zu erreichen.
Die Abhängigkeit von nicht-europäischen Technologien wird zunehmend als Risiko betrachtet, insbesondere wenn es um kritische Infrastrukturen geht. Um digitale Souveränität zu erlangen, müssen die Entwicklungen in Schlüsseltechnologien durch deutsche und europäische Unternehmen vorangetrieben werden. 82% der Wirtschaftsführer und 93% der Politiker fordern, dass diese Technologien in Europa produziert werden.
Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft
Ein wiederkehrendes Thema im Bericht ist die unzureichende Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft in Bezug auf Cybersicherheit. Nahezu 80% der befragten Entscheidungsträger empfinden den Austausch zwischen staatlichen Stellen und der Wirtschaft als unzureichend. Dieses mangelnde Verständnis führt zu Frustration, da die Bedürfnisse der Wirtschaft in politischen Entscheidungen oft nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Wirtschaftsführer wünschen sich eine stärkere Zentralisierung der Cyber-Sicherheitsmaßnahmen auf staatlicher Seite. 72% der Befragten sprachen sich dafür aus, dass Zuständigkeiten stärker zentralisiert werden sollten, um klare Ansprechpartner zu schaffen und das Vertrauen in staatliche Stellen zu stärken.
Handlungsfelder und Empfehlungen
Der Bericht identifiziert mehrere Handlungsfelder, um die Cybersicherheit in Deutschland und Europa zu verbessern:
- Internet- und Medienkompetenz stärken: Es ist notwendig, die Bevölkerung besser über die Risiken im Cyber-Raum und die Manipulation durch Fake News und Social Media aufzuklären. Dies sollte bereits in der Schulbildung und in Ausbildungsberufen beginnen.
- Technologische Unabhängigkeit fördern: Um die digitale Souveränität zu sichern, müssen europäische Unternehmen in der Lage sein, Schlüsseltechnologien eigenständig zu entwickeln und zu vermarkten.
- Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft intensivieren: Der Dialog zwischen staatlichen Institutionen und der Wirtschaft muss verbessert werden, um eine effektive Cybersicherheitsstrategie zu entwickeln.
- Verhältnismäßige Regulierung: Die Regulierung im Bereich der Cybersicherheit sollte gezielt erfolgen und auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Wirtschaft abgestimmt werden.
Insgesamt zeigt der Deloitte Cyber Security Report 2021, dass Cybersicherheit ein zentrales Thema ist, das alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteure betrifft. Nur durch eine enge Zusammenarbeit und die Förderung technologischer Unabhängigkeit kann Deutschland den wachsenden Bedrohungen durch Cyberkriminalität und digitale Manipulation erfolgreich entgegentreten.