Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
BSI Lagebericht 2015
Der Lagebericht zur IT-Sicherheit in Deutschland 2015 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bietet eine detaillierte Analyse der Bedrohungslage im Bereich der Informationstechnologie und zeigt die wachsenden Herausforderungen, die durch die zunehmende Digitalisierung, Globalisierung und technologische Komplexität entstehen.
Einleitung und allgemeine IT-Sicherheitslage
Der Bericht betont, dass die IT-Sicherheitslage in Deutschland 2015 weiterhin angespannt ist. Besonders die rasante technologische Entwicklung und die fortschreitende Digitalisierung schaffen ein Umfeld, in dem IT-Sicherheitsaspekte oft zugunsten von Funktionalität und Marktdruck vernachlässigt werden. Ein Beispiel hierfür ist der Trend zu “Software-defined Everything”, bei dem die Trennung von Prozessen und Systemen nicht in der gleichen Tiefe wie in traditionellen Architekturen erfolgen kann, was zu neuen Sicherheitsrisiken führt.
Ursachen und Rahmenbedingungen
Die Gefährdungslage wird durch verschiedene Faktoren verschärft:
- Cloud Computing: Die Abhängigkeit von Cloud-Dienstleistern bringt neue Sicherheitsherausforderungen mit sich. Der Verlust der Datenhoheit und die Notwendigkeit, sich auf die Sicherheitsmaßnahmen der Anbieter zu verlassen, stellen Risiken dar. Zudem sind Cloud-Dienste attraktive Ziele für Angriffe, da bei einem erfolgreichen Angriff oft zahlreiche Kunden betroffen sind.
- Software-Schwachstellen: 2015 wurde ein Anstieg kritischer Schwachstellen in Standard-IT-Produkten beobachtet. Diese Schwachstellen ermöglichen es Angreifern, Systeme zu kompromittieren, insbesondere wenn Sicherheitsupdates nicht zeitnah eingespielt werden. Die mangelnde Patch-Politik vieler Hersteller verschärft dieses Problem zusätzlich.
- Hardware-Schwachstellen: Die Bedrohung durch Hardware-Manipulationen, insbesondere durch physikalischen Zugriff auf Geräte, bleibt hoch. Solche Manipulationen sind oft schwer zu detektieren und können erhebliche Sicherheitsrisiken mit sich bringen, wie etwa das Umgehen von Verschlüsselungsmechanismen.
- Nutzerverhalten: Die menschliche Komponente spielt eine entscheidende Rolle in der IT-Sicherheit. Unsachgemäßes Verhalten von Nutzern, wie die Missachtung von Sicherheitsrichtlinien oder die unvorsichtige Nutzung von IT-Systemen, kann gravierende Sicherheitslücken eröffnen.
Angriffsmethoden und Beispiele
Die im Bericht beschriebenen Angriffsmethoden sind vielfältig und reichen von Schadsoftware und Social Engineering bis hin zu gezielten Angriffen auf kritische Infrastrukturen. Besonders besorgniserregend sind die sogenannten Advanced Persistent Threats (APTs), die sich gegen hochsensible Bereiche richten und oft über lange Zeiträume hinweg unentdeckt bleiben. Ein prominentes Beispiel ist der Cyber-Angriff auf den Deutschen Bundestag, bei dem Angreifer über mehrere Wochen hinweg Zugriff auf sensible Daten hatten.
Ein weiteres Beispiel ist der zunehmende Einsatz von Ransomware, wie im Fall eines Krankenhauses, das durch verschlüsselte Daten erpresst wurde. Solche Angriffe zeigen, wie verletzlich selbst grundlegende Infrastrukturen gegenüber Cyber-Bedrohungen sind.
Schutz kritischer Infrastrukturen
Ein Schwerpunkt des Berichts liegt auf dem Schutz kritischer Infrastrukturen (KRITIS). Diese sind besonders anfällig für Angriffe, da sie für das Funktionieren der Gesellschaft essenziell sind. Das 2015 in Kraft getretene IT-Sicherheitsgesetz ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung des Schutzes dieser Infrastrukturen. Es legt fest, dass Betreiber kritischer Infrastrukturen besondere Sicherheitsvorkehrungen treffen und Sicherheitsvorfälle melden müssen. Dennoch bleibt die Bedrohungslage in diesem Bereich hoch, wie gezielte Angriffe auf Finanzinstitutionen und andere kritische Infrastrukturen zeigen.
Gesamtbewertung und Ausblick
Der Bericht schließt mit einer Gesamtbewertung der IT-Sicherheitslage in Deutschland. Es wird deutlich, dass die Bedrohung durch Cyber-Angriffe weiter zunimmt und die bisherigen Maßnahmen oft nicht ausreichen, um diesen Bedrohungen angemessen zu begegnen. Der Bericht fordert daher eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft sowie eine erhöhte Sensibilisierung der Öffentlichkeit für IT-Sicherheitsrisiken. Nur durch gemeinsame Anstrengungen kann ein hohes Maß an IT-Sicherheit erreicht und aufrechterhalten werden.
Der Bericht unterstreicht, dass die IT-Sicherheitslage in den kommenden Jahren weiterhin herausfordernd bleibt und kontinuierliche Anstrengungen erforderlich sind, um den steigenden Risiken durch Cyber-Bedrohungen wirksam entgegenzuwirken.