KI-Kollegen brauchen Grenzen
Würden Sie in Ihrem Unternehmen jemanden einstellen, ohne eine rechte Ahnung zu haben, was die Person eigentlich machen soll, ob sie vertrauenswürdig ist und wozu sie überhaupt fähig ist? Nein, ich auch nicht. Und doch hört man von immer mehr Unternehmen, dass sie unbedingt generative KI einkaufen möchten.
Die Technologie sei die Zukunft und man dürfe den Anschluss nicht verpassen, heißt es dann gelegentlich aus dem Management. Ganz unrecht haben die Stimmen natürlich nicht: KI birgt gewaltiges Potenzial – und zwar für alle Branchen, Behörden sowie Firmen. Allein der Wille, diesen neuen Mitarbeitenden einzustellen, bringt aber noch nicht den von jedem Unternehmen angestrebten „Return on Investment“: KI ist eben kein Selbstläufer.
KI braucht klare Grenzen
Untersuchungen zum Themenkomplex künstliche Intelligenz wie eine aktuelle Bitkom-Studie zeigen zwar, dass Unternehmen durchaus eine grobe Vorstellung haben, wo generative KI ihre Stärken ausspielt. Ihr zufolge traut eine überragende Mehrheit der befragten Firmen KI großes oder sehr großes Potenzial für Textanalyse und Textverständnis zu und würde generative KI auch einzusetzen, um Berichte, Übersetzungen oder sonstige Texte zu erstellen. Was ihnen jedoch vielerorts schlicht und ergreifend fehlt, ist ein konkreter Plan. Unternehmen müssen sich im Klaren darüber sein, welches Problem die KI tatsächlich lösen und welche Prozesse sie verbessern soll – und zwar bevor sie deren Einführung planen. Andernfalls droht die künstliche Intelligenz ein teures und sinnfreies Vergnügen zu werden, das zwar keinen Mehrwert generiert, dafür aber Verwirrung stiftet.
Über den konkreten Verwendungszweck hinaus gibt es weiteren Klärungsbedarf, bevor generative KI Einzug ins Unternehmen halten kann. Zunächst einmal ist der Begriff generative KI nicht mit ChatGPT gleichzusetzen. Ja, dieser „conversational Bot“ ist durch den Hype rund um das ihm zugrundeliegende Large Language Model GPT (Generative Pretrained Transformer) in aller Munde. Es gibt aber auch Alternativen, einige davon sogar als Open-Source-Variante. Allerdings müssen sich die Stakeholder unbedingt mit dem Thema Datenschutz auseinandersetzen. Gerade Unternehmen, die sensible Daten vorhalten und verarbeiten, sollten ihre Tools nach DSGVO-Konformität auswählen. Nur so vermeiden sie, sich irgendwann mit Bußgeldern konfrontiert zu sehen. Am besten sie wählen KI-Helfer, die sie on-premises, also innerhalb der eigenen IT-Infrastruktur einsetzen können. Aber auch einfach die Hoheit über die eigenen Daten sicherzustellen, zu behalten und nicht KI-Cloud-Service-Anbietern zu vertrauen, ist ein wichtiger Baustein im Gesamtkonzept.
Use Cases für Unternehmen
Da generative KI in Sachen Textverständnis und Texterstellung glänzt, liegen hier auch die nützlichsten Use Cases für Unternehmen. Entsprechende Tools können aus dem Datenschatz eines Unternehmens gezielt Informationen aus unterschiedlichsten Dateiquellen etwa für Frage/Antwort-Anwendungen bereitstellen. Sie können sogar lange Texte auf das Wesentliche herunterbrechen und zusammenfassen. Das ihnen innewohnende Textverständnis macht sie zudem zur perfekten Grundlage für weitere Anwendungen, etwa als digitaler Assistent im First-Level-Kundensupport.
Um diese Aufgaben auch durchführen zu können, müssen Unternehmen die künstliche Intelligenz gegebenenfalls auch entsprechend trainieren und ihr Zugriff auf sämtliche Unternehmensdaten gewähren. Ein heikles Thema, insbesondere im Hinblick auf die Zugangsrechte: Wer nicht aufpasst, macht vertrauliche Informationen so möglicherweise Unbefugten zugänglich. Um nicht in diese Falle zu tappen, sollten Unternehmen daher die KI in Verbindung mit einer Enterprise-Search-Lösung einsetzen, die eine rechte- und rollenbasierte Zugriffskontrolle unterstützt. Der große Vorteil ist, dass die Enterprise Search bereits der rechteprüfende Informations-Integrations-Layer ist, um darauf eine KI aufzusetzen – als ideale, moderne Ergänzung. Die KI gibt dann nur solche Antworten aus dem Unternehmenswissen, die der Fragesteller auch sehen darf. So können dem neuen, digitalen Kollegen klare Grenzen gesetzt werden, ohne dessen Kompetenzen und Fähigkeiten zu untergraben. Somit ist klar: Wer künstliche Intelligenz in einen vertrauenswürdigen Rahmen einbettet, kann guten Gewissens von ihr profitieren.