Andreas Lüning: Trend 2026 by G DATA: KI, digitale Souveränität und Fachkräfte: Drei Stellschrauben für mehr Resilienz

Trend 2026 by G DATA: KI, digitale Souveränität und Fachkräfte

Andreas Lüning,    |

Trend 2026 by G DATA: KI, digitale Souveränität und Fachkräfte: Drei Stellschrauben für mehr Resilienz.

Künstliche Intelligenz, digitale Souveränität und der Fachkräftemangel sind längst keine isolierten Themen mehr. Sie greifen zunehmend ineinander und entwickeln sich zu zentralen Einflussfaktoren für die Cybersicherheit in Deutschland. Wer heute vorausschauend handelt, schafft damit die Grundlage für widerstandsfähige Infrastrukturen in den nächsten Jahren.

Zusammenfassung (TL; DR):

  • Wenn heute über KI-Systeme gesprochen wird, stehen meist die Modelle großer Hyperscaler wie OpenAI, Google oder Microsoft im Mittelpunkt.
  • KI ist sowohl Chance als auch Risiko
  • Es braucht entschlossene und nachhaltige Investitionen in Forschung, Fachkräfte, eigene technische Standards und eine klare Zukunftsvision in Verwaltung und Wirtschaft

Wenn heute über KI-Systeme gesprochen wird, stehen meist die Modelle großer Hyperscaler wie OpenAI, Google oder Microsoft im Mittelpunkt. Diese Systeme überzeugen durch Leistungsfähigkeit und breite Einsatzmöglichkeiten, sind jedoch oft Blackboxes: Datenherkunft, Trainingsprozesse und interne Kontrollmechanismen liegen außerhalb europäischer Einflussbereiche. Für Unternehmen in Deutschland und der EU bedeutet das eine eingeschränkte digitale Souveränität – besonders, wenn sensible Daten oder Compliance-Anforderungen nach EU-Recht eine zunehmend zentrale Rolle spielen.

Effizienzsteigernde KI in Unternehmen braucht jedoch häufig spezialisierte, transparente und zuverlässig regelkonforme Systeme. Kleinere oder selbst entwickelte Modelle lassen sich auf interne Daten abstimmen, bieten mehr Kontrolle über Datenschutz und ermöglichen eine präzise Anpassung an EU-Regularien wie den AI Act. Sie schaffen damit nicht nur Vertrauen, sondern auch technische Unabhängigkeit von globalen Anbietern.

Gefahr: Missbrauch von KI-Systeme für Cyberangriffe

Gleichzeitig wächst das Risiko, dass große oder selbst trainierte KI-Systeme für Cyberangriffe missbraucht werden. Angreifer können KI nutzen, um Phishing-Attacken zu perfektionieren, Schwachstellen schneller zu identifizieren oder Malware dynamisch anzupassen. Je leistungsfähiger die Modelle, desto stärker steigt das Potenzial für automatisierte, hochgradig personalisierte Angriffe.

Damit wird deutlich: KI ist sowohl Chance als auch Risiko. Europa braucht eigene, souveräne Systeme – und zugleich robuste Schutzmechanismen, um KI-gestützte Angriffe effektiv abzuwehren.

Das Ziel der digitalen Souveränität

Digitale Souveränität wird in Europa und besonders in Deutschland vielfach als strategisches Ziel formuliert, doch die Auslegung reicht von bloßer digitaler Handlungsfähigkeit bis hin zu weitreichender technologischer Autarkie. Während einige Akteure darunter vor allem verstehen, digitale Technologien sicher auswählen, integrieren und betreiben zu können, fordern andere deutlich ambitioniertere Ansätze: eigene Plattformen, eigene KI-Systeme, eigene Infrastrukturen. Diese Spannbreite zeigt sich nicht nur in der Wirtschaft, sondern insbesondere in der Verwaltung – von Kommunen über Länder bis hin zum Bund. Gerade dort wird Abhängigkeit von externen Systemen besonders spürbar. Etwa wenn sicherheitsrelevante Anwendungen auf nicht-europäische Dienste angewiesen sind oder Modernisierungsprozesse aufgrund fehlender eigener Technologien ins Stocken geraten.

Im Bereich der Cybersicherheit wird deutlich, wie problematisch diese strukturelle Abhängigkeit ist. Ohne eigene digitale Kernkompetenzen bleibt Europa verwundbar gegenüber Sicherheitslücken, geopolitischen Einflussnahmen und externen Prioritätensetzungen. Ein reiner Aufholansatz – also das Hinterherlaufen hinter globalen Technologieführern – ist unrealistisch und würde die Abhängigkeit langfristig sogar verstärken.

Investitionen in Forschung, Fachkräfte, eigene technische Standards

Deshalb braucht es entschlossene und nachhaltige Investitionen in Forschung, Fachkräfte, eigene technische Standards und eine klare Zukunftsvision in Verwaltung und Wirtschaft. Europa und Deutschland müssen wieder Gestalter statt bloßer Nutzer sein. Nur durch eigenständige Innovation kann digitale Souveränität zu einem realistischen Ziel werden und die Grundlage für eine sichere, selbstbestimmte digitale Zukunft schaffen.

Der Fachkräftemangel im Bereich IT- und Informationssicherheit entwickelt sich zunehmend zu einem zentralen Risiko für die digitale Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Cybersicherheit bildet das Fundament jeder nachhaltigen Digitalisierung, doch sie ist weit mehr als eine Frage der richtigen Software oder geeigneter Produkte. Entscheidend ist das Wissen der Menschen, die diese Systeme planen, betreiben, überwachen und weiterentwickeln. Ohne ausreichend qualifizierte Fachkräfte bleiben selbst modernste Sicherheitslösungen wirkungslos. Gleichzeitig steigen die Anforderungen rasant: komplexere IT-Landschaften, regulierte Branchen, KI-gestützte Angriffe und die wachsende Bedeutung kritischer Infrastrukturen erfordern tiefes, spezialisiertes Know-how.

Ein wesentlicher Schritt wäre daher die Stärkung des Berufsbilds in der Breite – insbesondere durch einen klar definierten, anerkannten Ausbildungsberuf, etwa „Fachinformatiker für IT-Sicherheit“ oder noch deutlicher „Fachkraft für Informationssicherheit“. Ein solches Berufsbild könnte Jugendlichen frühzeitig zeigen, dass Informationssicherheit ein eigenständiger, attraktiver und gesellschaftlich relevanter Karriereweg ist. Denn viele Nachwuchskräfte stoßen erst spät oder zufällig auf diese Disziplin. Eine formelle Ausbildung würde nicht nur Sichtbarkeit schaffen, sondern auch verbindliche Qualitätsstandards setzen, die Unternehmen und Verwaltung dringend benötigen. Damit lässt sich langfristig eine solide Basis aufbauen, um dem Fachkräftemangel wirksam entgegenzuwirken und Deutschlands digitale Resilienz nachhaltig zu stärken.

Am Ende zeigt sich, dass alle drei Themen untrennbar miteinander verflochten sind. KI verändert sowohl die Dynamik von Angriffen als auch die Art und Geschwindigkeit, mit der wir verteidigen müssen. Digitale Souveränität definiert dabei den Rahmen, in dem Europa und Deutschland Technologien sicher, unabhängig und langfristig tragfähig einsetzen können. Und ohne ausreichend qualifizierte Fachkräfte bleibt jede technische oder strategische Vision letztlich nur Theorie. Erst das Zusammenspiel aus kompetenten Menschen, souveränen Technologien und verantwortungsvoll genutzter KI schafft die Grundlage für eine widerstandsfähige digitale Zukunft.

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