Schutz vor KI-CEO-Fraud: Sicher entscheiden in Finanzteams.
CEO-Fraud ist kein neues Phänomen. Angreifer geben sich als Geschäftsführer oder Führungskraft aus, um Angestellte mit Social-Engineering zu Überweisungen oder zur Preisgabe vertraulicher Daten zu bewegen. Mit KI gewinnt die Methode neue Schlagkraft. Wer glaubt, alle Betrugsmaschen zu kennen, wird schnell Opfer. Finanz- und Controlling-Abteilungen müssen regelmäßig gezielt und zeitgemäß geschult werden, um ein entscheidender Sicherheitsfaktor zu bleiben.
Der Einzug der Künstlichen Intelligenz (KI) stellt die Cybersicherheit von Organisationen vor immer neue Herausforderungen. Cyberkriminelle nutzen genauso wie die Organisationen selbst zunehmend KI-Tools. Im Fall des CEO-Fraud bedeutet das: Mitarbeiter werden zunehmend mit Hilfe täuschend echter E-Mails, Sprachfälschungen und gefälschten Deepfake-Videocalls angegriffen. Finanzabteilungen stehen dabei im Zentrum der Bedrohung: Finanzfachkräfte bewegen täglich hohe Summen und genießen ein großes Maß an Vertrauen, weil ihnen intern weitgehende Befugnisse für Zahlungsfreigaben und Budgetentscheidungen ein-geräumt werden.
Werden sie nicht ausreichend geschult und kontinuierlich für aktuelle Bedrohungen sensibilisiert, kann das weitreichende Folgen für die gesamte Organisation haben. Der deutsche Mittel-stand ist besonders anfällig für CEO-Frauds. Der Grund: Die Abwehrressourcen der Organisationen sind begrenzt. So sind etwa bei mittelständischen Unternehmen die IT-Abteilungen oft klein und es gibt keine dedizierten Security-Teams. Umso mehr werden die Finanz- und Controllingabteilungen zur Zielscheibe, da hier Überweisungsfreigaben, Rechnungen oder Budgetentscheidungen abgewickelt werden.
KI in den Händen von Angreifern: Die menschliche Firewall unter Beschuss
Mit modernen KI-Systemen können Angreifer E-Mails generieren, die nicht nur sprachlich perfekt sind, sondern auch den individuellen Schreibstil einer bestimmten Führungskraft imitieren. Voice-Cloning-Tools werden genutzt, um Stimmen binnen weniger Minuten täuschend echt nachzubilden. Oft reichen schon kurze Audiomitschnitte von öffentlichen Reden oder Interviews, um überzeugende Fake-Anrufe zu erstellen. Ein prominentes Beispiel ist der Ferrari-Fall, bei dem ein Manager den Betrugsversuch durch Voice-Cloning des Ferrari-Chefs Benedetto Vigna gerade noch abwehren konnte. Zum Glück war er misstrauisch geworden.
Noch gefährlicher wird es, wenn Cyberkriminelle Deepfake-Technologien nutzen: In Videocalls erscheinen plötzlich „lebensechte“ Abbilder von Geschäftsführern, die vermeintlich dringende Überweisungen anordnen. Solche Angriffe sind deshalb so wirksam, weil sie den natürlichen Vertrauensvorschuss gegenüber bekannten Gesichtern und Stimmen ausnutzen. Besonders perfide: KI kann sogar Hintergrundgeräusche, Gestiken oder typische Gesprächsfloskeln der Zielperson einbauen, um Skepsis zu vermeiden. Damit wird der CEO-Fraud zu einer neuen Dimension des Social Engineering, bei der die Grenze zwischen Realität und Fälschung für Mitarbeiter kaum noch zu erkennen ist.
Den Spieß umdrehen: Mit KI Cyberangriffe abwehren
Organisationen sind den Bedrohungen durch KI aber nicht schutzlos ausgeliefert. Eine entscheidende Säule einer starker Cybersicherheit ist die sogenannte ‚menschliche Firewall‘ – also jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter der Organisation, die bzw. der zum Sicherheitsfaktor wird.
In vielen Organisationen gelten Schulungen zum Umgang mit Cyberkriminalität noch immer als bloßes Beiwerk zur technischen IT-Sicherheit, statt als entscheidender Baustein im Schutzkonzept. Technische Schutzmaßnahmen lassen sich umgehen, sodass das Verhalten einzelner Personen über Erfolg oder Misserfolg einer Attacke entscheiden kann. Kompetente Mitarbeitende, die auf diese Risiken vorbereitet sind, bilden den effektivsten Schutzwall der Organisation – auch gegen KI-gestützte Angriffe.
KI wird aber auch bei der Abwehr von Cyberangriffen eingesetzt: Sie erkennt Bedrohungen früh, markiert verdächtige E-Mails automatisch und unterstützt Mitarbeitende sowie IT-Fachkräfte bei kritischen Entscheidungen. Auch Trainings macht sie realistischer, effektiver und wirksamer: Denn KI-gestützte Simulationen, Demonstrationen und personalisierte Übungen vermitteln ein tiefes Verständnis für Cybersicherheitsrisiken – und das ist besonders wichtig für Mitarbeitende geschäftskritischer Abteilungen.
Angestellte in Finanz- und Controllingabteilungen sind Teil dieser Gruppe. Sie stehen unter besonders hohem Druck, da sie täglich mit sensiblen Zahlungsprozessen und großen Geld-summen arbeiten. Sie tragen eine besonders hohe Verantwortung, da schon kleine Fehler erhebliche finanzielle und rechtliche Folgen haben können. Der enge Zeitdruck im Tagesgeschäft erschwert es zusätzlich, verdächtige Auffälligkeiten aufmerksam zu prüfen. Es werden Schulungen benötigt, die gezielt für manipulative Taktiken wie CEO-Fraud sensibilisieren und zu-gleich praxisnah trainieren, wie auch unter Stress sichere Entscheidungen getroffen werden.
CEO-Fraud: Erfolgsfaktoren für Sicherheits-Trainings in Finanzabteilungen
Wichtig ist also, dass Sicherheits-Trainings für Finanzabteilungen nicht in der Theorie steckenbleiben. Ein reiner Wissenstransfer ohne aktive Einbindung der Mitarbeitenden und ohne Berücksichtigung abteilungsspezifischer Anforderungen reicht in vielen Fällen nicht aus, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Es gilt, die Finanzfachkräfte bedarfsgerecht anzusprechen und aktiv in den Lernprozess einzubeziehen.
Effektives Lernen entsteht durch die Kombination aus realistischen, KI-gestützten Szenarien mit klar strukturierten Schulungsmaterialien. So werden Verständnis und Merkfähigkeit gestärkt. Ansätze, die auf nachweisbaren Erfahrungen und Daten beruhen, setzen hier an und führen zu praxisnahen, menschorientierten Trainings. So werden die Mitarbeitenden gezielt als wichtiger Sicherheitsfaktor gestärkt und das in großem Maßstab. Damit lässt sich die Lücke schließen zwischen dem gefühlten Bewusstsein für Risiken und dem tatsächlichen Einfluss menschlichen Verhaltens auf die Cybersicherheit in Finanzabteilungen.
Doch wie muss eine moderne Lernumgebung konkret aussehen, die ganz gezielt die menschlichen Faktoren adressiert? Sie sollte in erster Linie praxisnah sein und realistische Szenarien, Gamification und immersive Techniken nutzen. Im Lernlabor Cybersicherheit der Fraunhofer Academy beispielsweise tauchen die Lernenden durch Simulationen oder interaktive Rollen-spiele so stark in eine Situation ein, dass sie diese fast real erleben. Auf diese Weise lässt sich ein tiefes Verständnis für Cyberrisiken fördern und eine sichere Verhaltenskultur verankern. Die Crux: Die Lernenden interagieren gezielt mit den interaktiven, technologiegestützten Installationen, sogenannten Demonstratoren, und können plausible KI-getriebene Angriffssituationen durcherleben. Gleichzeitig erhalten sie gezieltes, umsetzbares Feedback. Durch ein derartiges Training können sie ihre Reaktionen verbessern und ihre Anfälligkeit gegenüber Cyberbedrohungen erheblich reduzieren.
Cybersicherheit ist auch im Zeitalter von KI keine rein technische, sondern vor allem eine menschliche Herausforderung. Besonders in Finanzabteilungen entscheidet die Wachsamkeit der Fach-kräfte, ob ein Angriff abgewehrt wird oder Schaden entsteht. Organisationen, die regelmäßig in moderne, praxisnahe Trainings investieren, stärken nicht nur das Bewusstsein für aktuelle Bedrohungen, sondern bauen langfristig eine widerstandsfähige Sicherheitskultur auf. So wird aus der vermeintlichen Schwachstelle Mensch ein starker Sicherheitsfaktor Mensch gegen CEO-Fraud und andere KI-getriebene Angriffe.