Ransomware setzt Einzelhandel massiv unter Druck.
Der Anteil der Unternehmen im Einzelhandel, die zur Datenwiederherstellung Lösegeld zahlen, steigt im Vergleich zu den Vorjahren stark an.
Die internationale Sophos-Studie „The State of Ransomware in Retail 2025“ zeigt, wie sich Ursachen, Auswirkungen und Strategien im Umgang mit Ransomware verändern und mit welchen Konsequenzen IT- und Cybersicherheitsteams im Einzelhandel zu rechnen haben.
Technisch wie organisatorisch: Standardursachen für Cyberangriffe im Einzelhandel
Auch operative Faktoren trugen dazu bei, dass Einzelhandelsunternehmen Opfer von Ransomware werden. Am häufigsten nannte fast die Hälfte (46 Prozent) der Befragten unbekannte Sicherheitslücken als initialen Einstiegspunkt für die Kriminellen. Dicht dahinter rangiert mangelnde Fachkenntnis, die in 45 Prozent der Angriffe eine Rolle spielte – was dem höchsten Wert entspricht, der in irgendeiner der untersuchten Branchen festgestellt wurde.
Weniger Datenverschlüsselung, aber Zunahme neuer Angriffsmethoden
Die Datenverschlüsselung durch Cyberkriminelle ist im Einzelhandel deutlich gefallen. Nur noch 48 Prozent der Angriffe führten 2025 zu einer tatsächlichen Verschlüsselung der Daten, verglichen mit 71 Prozent im Jahr 2023. Parallel dazu erreichte die Zahl der vereitelten Verschlüsselungsversuche ein Rekordhoch, was auf verbesserte Abwehrmechanismen der Unternehmen schließen lässt.
Doch Cyberkriminelle passen sich an: Der Anteil reiner Erpressungsangriffe, bei denen keine Daten verschlüsselt, aber dennoch Lösegeld für die Nichtveröffentlichung sensibler Daten gefordert wird, hat sich innerhalb von zwei Jahren verdreifacht. Während 2023 lediglich zwei Prozent der Befragten betroffen waren, lag der Anteil 2025 bereits bei sechs Prozent.
Resignation als Strategie für Datenwiederherstellung
Forderungen im Einzelhandel steigen, dennoch bleiben Zahlungen stabil
Die Studie belegt außerdem einen drastischen Anstieg der Lösegeldforderungen. Im Jahr 2025 lag die durchschnittliche Forderung bei 1,71 Millionen Euro – doppelt so hoch wie noch im Jahr zuvor. Besonders stark zugenommen hat die Zahl der Forderungen von über 4,28 Millionen Euro, die von 17 Prozent im Jahr 2024 auf 27 Prozent im Jahr 2025 gestiegen sind.
Verglichen mit dieser Entwicklung zeigt sich der Einzelhandel im Durchschnitt widerstandsfähiger: Die durchschnittliche Lösegeldzahlung erhöhte sich um fünf Prozent von 813.563 Euro im Jahr 2024 auf 856.382 Euro im Jahr 2025. Gleichzeitig sanken die durchschnittlichen Kosten für die Wiederherstellung nach einem Angriff – ohne Lösegeldzahlungen – um 40 Prozent auf 1,41 Millionen Euro und damit auf den niedrigsten Wert seit drei Jahren.
Bis an die Substanz: Belastung für IT- und Sicherheitsteams
Die Studie macht zudem deutlich, dass die Folgen von Ransomware weit über finanzielle Schäden hinausgehen. Nahezu die Hälfte der Befragten (47 Prozent) berichtete von verstärktem Druck seitens des Managements, wenn es infolge eines Angriffs zu einer Datenverschlüsselung kam. Viele IT- und Cybersicherheitsverantwortliche gaben außerdem an, unter erhöhter Angst oder Stress vor künftigen Angriffen zu leiden (43 Prozent). Auch krankheitsbedingte Abwesenheit aufgrund von Stress oder psychischen Belastungen (37 Prozent) sowie Schuldgefühle, den Angriff nicht verhindert zu haben (34 Prozent), wurden häufig genannt.
Über die Studie: Die Ergebnisse basieren auf einer unabhängigen, anbieterneutralen Befragung von 3.400 IT- und Cybersicherheitsverantwortlichen in 17 Ländern in Amerika, EMEA und Asien-Pazifik. Darunter befanden sich 361 Teilnehmer aus dem Einzelhandel. Die befragten Unternehmen beschäftigen jeweils zwischen 100 und 5.000 Mitarbeiter. Die Erhebung wurde von Vanson Bourne zwischen Januar und März 2025 durchgeführt. Grundlage waren die Erfahrungen der Befragten aus den vergangenen zwölf Monaten.