Anstieg bei Zero-Day-Exploits & Ransomware im Gesundheitswesen

Anstieg bei Zero-Day-Exploits, Ransomware & Risiken im Gesundheitswesen

Anstieg bei Zero-Day-Exploits, Ransomware & Risiken im Gesundheitswesen.

Forescout Technologies hat seinen Bedrohungsbericht für das erste Halbjahr 2025 (2025H1 Threat Review) veröffentlicht. Die Analyse basiert auf über 23.000 Schwachstellen und 885 Bedrohungsakteuren in 159 Ländern. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählen: durchschnittlich 20 Ransomware-Angriffe pro Tag, ein Anstieg von Zero-Day-Exploits um 46 Prozent sowie verstärkte Angriffe auf nicht-traditionelle Geräte wie Edge-Geräte, IP-Kameras und BSD-Server. Diese werden häufig als Einstiegspunkte für laterale Bewegungen über IT-, OT- und IoT-Umgebungen hinweg genutzt – mit dem Ziel, sich weiter ins Netzwerk vorzuarbeiten und kritische Systeme zu kompromittieren.

„Wir beobachten, dass Angreifer über übersehene IoT-Geräte oder Infostealer initialen Zugriff erlangen und sich dann lateral durch IT-, OT- und IoT-Umgebungen bewegen“, erklärt Sai Molige, Senior Manager of Threat Hunting bei Forescout Technologies. „Unsere Jagd nach ValleyRAT, bei der wir den chinesischen Bedrohungsakteur Silver Foxidentifiziert haben, der gezielt Gesundheitssysteme ins Visier nahm, ist ein Paradebeispiel dafür. Diese Akteure nutzen blinde Flecken aus, um sich unbemerkt weiter vorzuschieben.“

„Cyberangriffe sind keine rein technischen Vorfälle – sie haben reale Konsequenzen, die Menschenleben gefährden. Krankenhäuser, Medizingeräte und kritische Infrastrukturen werden über Zero-Day-Exploits, unkonventionelle Einstiegspunkte und staatlich unterstützten Hacktivismus angegriffen“, betont Barry Mainz, CEO von Forescout. „Kritische Infrastrukturen lassen sich nicht mit den Tools von gestern schützen. Moderne Sicherheit muss kontinuierlich, proaktiv und geräteunabhängig sein.“

Erkenntnisse aus dem Forescout Research – Vedere Labs Bedrohungsbericht 2025H1

Exploits verlagern sich auf ältere Schwachstellen und unkonventionelle Geräte, Zero Days nehmen zu:

  • 47 Prozent der neu ausgenutzten Schwachstellen wurden vor 2025 veröffentlicht.
  • Die Anzahl veröffentlichter Schwachstellen stieg um 15 Prozent, 45 Prozent davon wurden als hoch oder kritisch eingestuft.
  • Zero-Day-Exploits nahmen um 46 Prozent zu; die Zahl der in die CISA KEV aufgenommenen CVEs stieg um 80 Prozent.
  • Modbus machte 57 Prozent des OT-Protokollverkehrs in Forescout-Honeypots aus.

Ransomware-Akteure zielten verstärkt auf unkonventionelle Geräte wie Edge-Geräte, IP-Kameras und BSD-Server, die oft keine EDR-Lösungen einsetzen – ideale Einstiegspunkte für unentdeckte laterale Bewegungen. Dies unterstreicht den Bedarf an integrierten Erkennungslösungen.

Ransomware-Angriffe steigen im Jahresvergleich um 36 Prozent, 3.649 dokumentierte Angriffe im ersten Halbjahr:

  • Die Angriffe stiegen auf 608 pro Monat bzw. etwa 20 pro Tag.
  • Die USA waren mit 53 Prozent aller Vorfälle das am stärksten betroffene Land.
  • Am häufigsten betroffen waren die Branchen: Dienstleistungen, Fertigung, Technologie, Einzelhandel und Gesundheitswesen.
  • Neue Angriffsvektoren wie IP-Kameras und BSD-Systeme förderten laterale Bewegungen in Unternehmensnetzwerken.

Gesundheitswesen besonders betroffen – durchschnittlich zwei Sicherheitsvorfälle pro Tag:

  • Im ersten Halbjahr 2025 war das Gesundheitswesen der am stärksten von Datenpannen betroffene Sektor.
  • Beinahe 30 Millionen Menschen waren in H1 2025 von Datenschutzverletzungen betroffen.
  • 76 Prozent dieser Vorfälle waren auf Hacking oder IT-bezogene Ursachen zurückzuführen.
  • 62 Prozent der Vorfälle betrafen Daten auf Netzwerkservern, 24 Prozent auf E-Mail-Systemen.
  • Forescout entdeckte trojanisierte DICOM-Bildgebungssoftware, die Malware direkt auf Patientensysteme brachte.

Verschwimmende Grenzen zwischen Hacktivisten und staatlich unterstützten Akteuren:

  • Forescout identifizierte 137 Updates zu Bedrohungsakteuren im ersten Halbjahr, 40 % davon entfielen auf staatlich unterstützte Gruppen, neun Prozent auf Hacktivisten, der Rest auf Cyberkriminelle (z. B. Ransomware-Gruppen).
  • Mit dem Iran verbundene Gruppen wie GhostSec und Arabian Ghosts griffen speicherprogrammierbare Steuerungen (PLCs) an, die mit israelischen Medien- und Wassersystemen verbunden waren.
  • CyberAv3ngers verbreiteten vor größeren OT-Angriffen in den Jahren 2023–2024 unbelegte Behauptungen und treten nun unter dem Namen APT IRAN auf.
  • APT IRAN, CyberAv3ngers und weitere iranische Hacktivisten-Personas bilden eine Bedrohungskontinuität für OT/ICS-Systeme.

„Hacktivistische Operationen sind heute keine symbolischen Einzelfälle mehr. Sie entwickeln sich zu koordinierten Kampagnen mit realen Folgen für kritische Infrastrukturen“, erklärt Daniel dos Santos, Head of Research bei Forescout. „Iranisch ausgerichtete Gruppen setzen zunehmend auf aggressivere, staatlich beeinflusste Störungstaktiken unter dem Deckmantel des Aktivismus. Mit zunehmenden geopolitischen Spannungen agieren diese Akteure schneller, lauter und schwerer identifizierbar – was die Bedrohungslage für Verteidiger noch verschärft.“

Empfohlene Maßnahmen zur Risikominimierung und für mehr Cyber-Resilienz

  • Agentenlose Erkennung einsetzen, um alle verbundenen Assets (IT, OT, IoT, Gesundheitssysteme) zu identifizieren und zu überwachen.
  • Regelmäßige Schwachstellenbewertungen durchführen, Patches anwenden, ungenutzte Dienste deaktivieren und starke, eindeutige Zugangsdaten mit MFA erzwingen.
  • Netzwerke segmentieren, um Gerätetypen zu isolieren und laterale Bewegungen bei einem Angriff zu begrenzen.
  • Sensible Daten (insbesondere PII, PHI und Finanzdaten) bei Übertragung und Speicherung verschlüsseln.
  • Bedrohungserkennungstools einsetzen, die Daten von EDR-, IDS- und Firewall-Systemen verarbeiten und eine detaillierte Protokollierung von Nutzer- und Systemaktivitäten ermöglichen.

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