Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet
Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet
Die DIVSI-Milieu-Studie von 2012, durchgeführt vom SINUS-Institut im Auftrag des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI), ist eine umfassende Untersuchung über das Vertrauen und die Sicherheit im Internet. Die Studie zielt darauf ab, das Verhalten und die Einstellungen der deutschen Bevölkerung im digitalen Raum zu analysieren und in sogenannte Internet-Milieus zu unterteilen. Dabei bietet sie wertvolle Einblicke in die Wahrnehmung von Sicherheit und Datenschutz und liefert Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Zentrale Ergebnisse der Studie
Die Studie zeigt, dass 80 % der deutschen Bevölkerung online sind, wobei dieser Anteil bei den unter 30-Jährigen fast bei 100 % liegt. Das Internet hat sich von einem reinen Kommunikationsmittel zu einem erweiterten Lebensraum entwickelt, der sowohl privat als auch beruflich eine wichtige Rolle spielt. Trotz der breiten Nutzung gibt es jedoch erhebliche Unsicherheiten bezüglich Sicherheit und Datenschutz.
Unterschiede zwischen Onlinern und Offlinern
Ein bemerkenswerter Aspekt der Studie ist die Unterscheidung zwischen Onlinern (80 %) und Offlinern (20 %). Offliner, also Personen, die das Internet selten oder gar nicht nutzen, sind oft verunsichert und fühlen sich von der digitalen Welt ausgeschlossen. Der Hauptgrund für ihre Zurückhaltung liegt in einem wahrgenommenen Mangel an Nutzen sowie der Komplexität des Mediums. Onliner hingegen nutzen das Internet in vielfältiger Weise und stehen der Digitalisierung insgesamt positiver gegenüber.
Verantwortung für Sicherheit im Internet
Ein zentrales Thema der Studie ist die Frage, wer für die Sicherheit im Internet verantwortlich ist. 60 % der Befragten sehen die Hauptverantwortung bei der Wirtschaft und dem Staat, während sie sich selbst nur bedingt in der Pflicht sehen. Diese Haltung resultiert oft aus einem Gefühl der Überforderung und Unwissenheit. Besonders bei den Digital Outsiders – einer Gruppe, die 39 % der Bevölkerung ausmacht und aus Offlinern und verunsicherten Onlinern besteht – überwiegt eine Delegation der Verantwortung an externe Akteure.
Die sieben Internet-Milieus
Die Studie identifiziert sieben Internet-Milieus, die sich in Bezug auf ihr Sicherheits- und Datenschutzverhalten unterscheiden:
- Digital Outsiders (39 %)
- Diese Gruppe umfasst internetferne und verunsicherte Personen, die entweder nur gelegentlich das Internet nutzen oder sich komplett vom digitalen Raum fernhalten. Sie fühlen sich überfordert und haben ein starkes Bedürfnis nach Schutzmechanismen.
- Ordnungsfordernde Internet-Laien (12 %)
- Diese Gruppe gehört zum bürgerlichen Mainstream und nutzt das Internet defensiv. Sicherheit und Ordnung stehen im Vordergrund, und es herrscht ein starkes Bedürfnis nach klaren Regeln und Verlässlichkeit.
- Verantwortungsbedachte Etablierte (10 %)
- Diese Gruppe umfasst selektive Internet-Nutzer mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein. Sie stehen dem digitalen Fortschritt positiv gegenüber, setzen sich aber aktiv für Sicherheit und Datenschutz ein.
- Postmaterielle Skeptiker (10 %)
- Kritische Nutzer, die das Internet gezielt einsetzen, aber gegenüber kommerziellen Strukturen und blindem Fortschritt skeptisch sind. Sie fordern einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Technologien.
- Digital Souveräne (15 %)
- Diese Gruppe gehört zur digitalen Avantgarde und nutzt das Internet intensiv und selbstbewusst. Sie sehen sich als kompetente Akteure im Netz und legen großen Wert auf Unabhängigkeit und Individualität.
- Effizienzorientierte Performer (14 %)
- Leistungsorientierte Internet-Nutzer, die das Internet hauptsächlich für berufliche Zwecke nutzen. Effizienz und Nutzen stehen im Vordergrund, und sie agieren sehr sicherheitsbewusst.
- Unbekümmerte Hedonisten (12 %)
- Diese Gruppe nutzt das Internet hauptsächlich zur Unterhaltung und lässt sich wenig von Sicherheitsrisiken beeinflussen. Sie sind risikofreudig und genießen die Vorteile des Netzes ohne größere Bedenken.
Sicherheitsbedenken und Vertrauen im Internet
Die Studie zeigt, dass fast die Hälfte der Befragten glaubt, dass es keine absolute Sicherheit im Internet geben kann. Gleichzeitig gibt ein Drittel an, ohne Hilfe von Freunden und Bekannten im Internet verloren zu sein. Besonders bemerkenswert ist, dass viele Menschen die Begriffe „Datensicherheit“ und „Datenschutz“ verwechseln oder kaum unterscheiden können. Ein erhebliches Informationsdefizit besteht auch hinsichtlich der Maßnahmen, die sie selbst ergreifen können, um ihre Daten zu schützen.
Verhalten und Einstellung zu Datenschutz und Privatsphäre
Die Studie deckt auf, dass das Bewusstsein für Datenschutz und Privatsphäre stark variiert. Während die Digital Souveränen und Effizienzorientierten Performer über ein hohes Maß an Datenschutzkompetenz verfügen, zeigen sich die Ordnungsfordernden Internet-Laien und Internetfernen Verunsicherten als besonders risikoscheu und vorsichtig. Die Unbekümmerten Hedonisten hingegen sind in ihrem Umgang mit privaten Daten oft sorglos und unterschätzen die potenziellen Gefahren.
Fazit und Handlungsempfehlungen
Die DIVSI-Milieu-Studie zeigt, dass Vertrauen und Sicherheit im Internet zu den drängenden gesellschaftlichen Aufgaben gehören. Die Studie empfiehlt, zielgruppenspezifische Maßnahmen zu ergreifen, um die verschiedenen Milieus zu sensibilisieren und ihre Bedürfnisse zu adressieren. Dabei sollten besonders die Digital Natives und Digital Immigrants als Multiplikatoren fungieren, um auch die weniger erfahrenen Nutzer für Sicherheitsfragen zu gewinnen.