Günter Esch warnt vor Whaling

Wie gezielte Whaling-Angriffe Unternehmen schwer treffen können

Günter Esch  |

Wie gezielte Whaling-Angriffe Unternehmen schwer treffen können.

Phishing ist nicht gleich Phishing. Während groß angelegte Massen-Angriffe auf viele Empfänger setzen, verfolgen Whaling-Attacken einen anderen Plan: Statt den Zufallsfang zu versuchen, nehmen Angreifer gezielt „große Fische“ ins Visier — also Führungskräfte, Vorstände und andere Entscheidungsträger.

Zusammenfassung (TL; DR):

  • Whaling ist eine präzise Form des Social-Engineering
  • Warum Whaling so gut funktioniert — die Psychologie dahinter
  • Die wirksamste Verteidigung entsteht aus dem Zusammenspiel zuverlässiger technischer Kontrollen, klarer interner Abläufe und einer kontinuierlich geschulten Belegschaft

Diese präzise Form des Social-Engineering stellt für Organisationen eine erhebliche Gefahr dar. Fehlen robuste E-Mail-Sicherheitsmechanismen oder ein ausgeprägtes Bewusstsein für Betrugsversuche, ist das Risiko erheblich, dass selbst gut aufgestellte Unternehmen Opfer werden.

Was genau versteht man unter Whaling?

Whaling ist eine spezialisierte Variante des Spear-Phishings. Der Begriff ist bildlich gemeint: Es geht nicht um viele kleine Opfer, sondern um einen einzelnen, wertvollen Treffer. Ziele sind häufig finanzielle Gewinne oder der Zugriff auf sensible Informationen.

Angreifer versenden dabei personalisierte E-Mails, die in Ton und Form interne Kommunikation imitieren. Sehr häufig kommen persönliche Anreden, plausible Begründungen und echte Namen oder Titel zum Einsatz, sodass die Nachrichten auf den ersten Blick vertrauenswürdig wirken. Ein typisches Szenario: Eine vermeintlich interne Anweisung fordert die Buchhaltung zur unverzüglichen Überweisung auf. Wird die Anweisung nicht geprüft, entstehen schnell hohe Schäden.

Warum Whaling so gut funktioniert — die Psychologie dahinter

Der Erfolg beruht weniger auf ausgefeilter Technik als auf menschlicher Manipulation. Täter spielen gezielt mit Faktoren wie Autorität, Zeitdruck und Geheimhaltung:

  • Autorität: Die Nachricht scheint von einer Führungskraft oder einem wichtigen Geschäftspartner zu stammen.
  • Dringlichkeit: Es wird um sofortige Handlung gebeten — Fristen oder externe Drucksituationen werden vorgeschoben.
  • Vertraulichkeit: Die Empfänger werden gebeten, diskret zu agieren, wodurch Rückfragen unterbleiben.

Genau diese Kombination macht Whaling so gefährlich: Vielbeschäftigte Entscheider handeln oft schnell und vertrauensvoll und prüfen Anweisungen nicht immer ausreichend.

Vorgehensweise der Angreifer: Recherche, Vorbereitung, Ausführung

Whaling-Kampagnen sind aufwendig vorbereitet. Vor dem E-Mail-Versand sammeln die Angreifer Informationen, um glaubwürdige Nachrichten zu gestalten. Dazu gehören:

  • Profile und Rollen in beruflichen Netzwerken;
  • Angaben auf Unternehmensseiten oder in Presseartikeln;
  • Hinweise aus früheren Datenlecks oder öffentlich zugänglichen Dokumenten.

Mit diesen Daten werden Absenderadressen, Signaturen und inhaltliche Details so angepasst, dass die E-Mail wie interne Kommunikation wirkt. Diese Fälschungen sind für Mitarbeiter oftmals kaum zu erkennen.

Wie sich Unternehmen effektiv schützen können

Ein ganzheitlicher Schutz kombiniert technische Lösungen mit klaren Prozessen und Schulungen. Wichtige Bausteine sind:

  • E-Mail-Authentifizierung und intelligente Filter: Protokolle wie SPF, DKIM und DMARC bilden die Grundlage, um Absender zu verifizieren. Moderne Sicherheitslösungen nutzen zusätzlich verhaltensbasierte Analysen oder Machine-Learning-Modelle, um ungewöhnliche Kommunikationsmuster zu erkennen und verdächtige Nachrichten herauszufiltern.
  • Signaturen und Verschlüsselung: Digitale Signaturen (z. B. S/MIME oder PGP) erhöhen die Verlässlichkeit interner Mitteilungen. Wenn Unternehmenskommunikation grundsätzlich signiert wird, lässt sich die Echtheit einer Nachricht einfacher prüfen.
  • Prozesssicherheit statt E-Mail-Vertrauen: Regeln für Finanztransaktionen, Passwortänderungen oder Datenfreigaben sollten nicht allein per E-Mail abgewickelt werden. Ein verpflichtendes Vier-Augen-Prinzip, telefonische Rückfragen oder die Nutzung von gesicherten Freigabeplattformen können unautorisierte Aktionen verhindern.
  • Fortlaufende Sensibilisierung: Technik allein reicht nicht. Regelmäßige Awareness-Schulungen, praxisnahe Phishing-Tests und die gezielte Einbindung von Führungskräften stärken die menschliche Abwehr. Gerade Leitungs- und Vorstandsmitglieder sollten lernen, verdächtige Anfragen kritisch zu hinterfragen, auch wenn diese auf den ersten Blick intern erscheinen.

Organisatorische Maßnahmen und Frühwarnzeichen

Zusätzliche Maßnahmen erhöhen die Resilienz:

  • Standardisierte Kennzeichnung externer E-Mails, damit Empfänger externe von internen Nachrichten unterscheiden können.
  • Richtlinien, die vorschreiben, wie bei ungewöhnlichen Zahlungsanforderungen vorzugehen ist (z. B. Rückbestätigung per Telefon über eine bekannte Nummer).

Fazit: Mensch und Technik gemeinsam stärken

Whaling macht deutlich, dass Cyberabwehr nicht allein eine Frage der IT ist. Die wirksamste Verteidigung entsteht aus dem Zusammenspiel zuverlässiger technischer Kontrollen, klarer interner Abläufe und einer kontinuierlich geschulten Belegschaft. Wer Prozesse so organisiert, dass kritische Entscheidungen unabhängig von einer einzelnen E-Mail verifiziert werden, reduziert das Risiko beträchtlich und verhindert, dass ein einziger gezielter Angriff das Unternehmen ernsthaft gefährdet.

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Autor

  • Günter Esch warnt vor Whaling

    Auf Basis seiner langjährigen Vertriebs- und Management-Erfahrungen hat Günter Esch SEPPmail zu einem wichtigen Lösungsanbieter für Secure E-Mail in Deutschland und Österreich positioniert. Zusammen mit seinem erfahrenen Team setzt er die maßgeblichen Akzente für das Wachstum und den Ausbau der Geschäftsaktivitäten in diesen Regionen. In seiner Funktion treibt Günter Esch alle unternehmerischen Themen voran und ist auch weiterhin aktiv eine der ersten Ansprechpersonen für Kunden, Partner sowie Mitarbeiter.

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