Das wünscht sich der Bundesverband deutscher Banken von Politik und Industrie
Die Bedrohung durch IT-Angriffe hat stark zugenommen und betrifft nicht nur Banken und den Finanzsektor insgesamt, sondern auch staatliche Einrichtungen, gesellschaftliche Organisationen und Unternehmen aller Branchen. Die Banken verbessern ihre Sicherheitssysteme seit jeher kontinuierlich und passen sich der veränderten Bedrohungslage an. Da diese technischen Sicherheitsvorkehrungen für Angreifer kaum zu überwinden sind, nehmen Kriminelle zunehmend Bankkunden ins Visier, um an sensible Daten und Geld zu kommen. Neue technische Entwicklungen wie der missbräuchliche Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) machen die Betrugsmaschen raffinierter und gefährlicher.
Da diese Angriffe in der Regel außerhalb des Einflussbereichs der Banken stattfinden, brauchen wir mehr gemeinsame Anstrengungen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zum Schutz vor Cyberkriminellen. Gesetzgeber, Social-Media-Plattformen, Telekommunikationsunternehmen, Strafverfolgungsbehörden, Verbraucherschutzverbände und Kreditinstitute müssen enger zusammenarbeiten. Cyberkriminelle sind oft hochprofessionell und über Grenzen hinweg arbeitsteilig organisiert. Internationale Zusammenarbeit gegen Cyberkriminelle ist daher ebenso wichtig. Insbesondere der Austausch von Informationen über Angriffsmuster hilft, die Abwehr von Cyber-Angriffen zu stärken. Dies erhöht die IT-Sicherheit und -Resilienz und hilft, Cyberkriminalität wirksam zu bekämpfen.
Die derzeit vom europäischen Gesetzgeber diskutierte Haftungsverlagerung auf Banken würde sich jedoch als kontraproduktiv erweisen. Im Rahmen der Beratungen zum Verordnungsvorschlag zu Zahlungsdienstleistungen (Payment Service Regulation) wird eine Haftungserweiterung diskutiert, wonach Kreditinstitute für Betrugsschäden aufkommen sollen. Die Motivation der Kunden, vorsichtig zu sein, würde dadurch eher sinken. Und es ist zu befürchten, dass damit Cyberkriminelle aus aller Welt angelockt und Betrüger ermutigt werden, ihre Betrugsmodelle bevorzugt bei uns einzusetzen. Das Gegenteil des angestrebten Ziels wird eintreten, mit der Folge, dass die steigenden Kosten von allen getragen werden müssen.
Der beste Schutz vor Betrug ist Aufklärung und Wachsamkeit: Verbraucher müssen vorsichtig handeln und Warnhinweise beachten. Auf dieser Grundlage können die verschiedenen Maßnahmen der Telekommunikationsanbieter und Social-Media-Plattformen aufbauen. Zusammen mit den Sicherheitsvorkehrungen der Kreditinstitute kann so eine größtmögliche Betrugsprävention erreicht werden. Die Verankerung von digitaler Kompetenz im Bildungssystem von frühester Kindheit an kann ebenfalls einen wichtigen Beitrag leisten.
Cyberkriminalität muss als gesamtgesellschaftliches Problem verstanden werden, das nur durch gemeinsame Anstrengungen und internationale Zusammenarbeit wirksam bekämpft werden kann.