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Angriff auf IT-System Hacker legen Hörgerätehersteller Kind lahm

Mehr als 600 Filialen können nicht beliefert werden, Bestellungen werden mit Zettel und Stift notiert: Bereits seit mehr als einer Woche ist die Hörgerätekette Kind massiv durch einen Hackerangriff beeinträchtigt.
Kind-Filiale in Hannover

Kind-Filiale in Hannover

Foto: Matthias Arnold / dpa

Hörgerätehersteller Kind ist Ziel eines Hackerangriffs geworden. Betroffen sei außer der Zentrale in Burgwedel bei Hannover auch die Kommunikation mit den mehr als 600 Fachgeschäften, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Derzeit gebe es aber keine Hinweise, dass Kundendaten entwendet wurden. Man habe die Systeme sofort heruntergefahren und hoffe, dadurch größeren Schaden abgewendet zu haben.

Die Systeme würden nun geprüft und dann nach und nach wieder hochgefahren, so der Sprecher. Bis dahin gebe es aber weiter Einschränkungen in den Filialen. Zuvor hatten die »Hannoversche Allgemeine«  (»HAZ«) und der IT-Blogger Günter Born  berichtet. Es sei unklar, wie die Hacker in das Computersystem haben eindringen können und was ihr Ziel gewesen sei. Zur Höhe des Schadens machte das Unternehmen zunächst keine Angaben. Das müsse noch ermittelt werden.

Ausmaß und Auswirkungen des Angriffs sind aber offenbar erheblich: Den Angaben der Zeitung zufolge ereignete sich der Angriff bereits am 6. Februar. Der Kontakt zu den mehr als 600 Filialen sei nach Ausfall der IT nur per Telefon möglich. Bestellungen könnten nicht direkt am Computer erfasst werden und würden zum Teil mit Zettel und Stift aufgenommen. Der »HAZ« zufolge sind Lieferungen in die Filialen bis auf Weiteres nicht möglich, und die IT-Infrastruktur wird »nach und nach wieder hochgefahren«.

Die Fachgeschäfte seien aber weiter geöffnet und handlungsfähig, sagte der Sprecher. Die Kunden würden beraten und betreut. Eine Zahlung per EC-Karte war zeitweise nicht möglich, Kunden mussten bar bezahlen. Inzwischen funktioniere die Kartenzahlung wieder, fügte der Sprecher hinzu. Man sei durch Unregelmäßigkeiten im IT-System auf den Angriff aufmerksam geworden. Die eigene IT-Abteilung habe dann begonnen, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Polizei und der Datenschutzbeauftragte seien informiert.

»Wir haben schnell reagiert und sind optimistisch, dass wir dadurch größeren Schaden abwenden konnten«, sagte der Sprecher. Für eine abschließende Beurteilung sei es aber noch zu früh. IT-Experte Born macht darauf aufmerksam, dass der Angriff bereits mehr als eine Woche zurückliege und das Unternehmen immer noch nicht wieder voll arbeitsfähig sei: »Kein größerer Schaden sieht anders aus.«

fdi/dpa-AFX